Jugendschutztests: Ein wichtiges Thema, so hört man. So richtig greifbar ist es für viele im Alltag allerdings nicht. Klar, in der Theorie weiß man, dass Glücksspiel, hochprozentiger Alkohol oder der Kauf von Zigaretten für Minderjährige ein Tabu ist. Aber wie ist es denn tatsächlich in der Praxis? Werfen wir doch mal einen Blick hinter die Kulissen: Heute möchten wir Ihnen echte Fakten der tatsächlichen Verkaufsquoten unserer Jugendschutztests liefern und Ihnen einen Einblick der letzten, sehr spannenden Jahre aus der Welt des Jugendschutzes geben.
Seit nun knapp 17 Jahren führen wir bereits Jugendschutz-Testkäufe für Lotteriegesellschaften, für Behörden, aber auch für den Einzelhandel selbst durch – pro Jahr führen die Tester:innen von SKOPOS NEXT eine fünfstellige Summe an Testbesuchen dieser Art in Kiosken, Annahmestellen, Lebensmittelgeschäften und Tankstellen durch.
Was verbirgt sich hinter den Jugendschutz-Testkäufen?
Von Testkäufen mit minderjährigen Testpersonen bis hin zu sogenannten Übungs- bzw. Sensibilisierungstests mit jungen Erwachsenen setzen wir für unsere Auftraggeber ganz unterschiedliche Testkauf-Szenarien um. Worauf genau die Testpersonen achten und welches Szenario eingesetzt wird, orientiert sich oft an den gesetzlichen Vorgaben und gegebenenfalls an den unternehmensinternen Standards unserer Auftraggeber.
So variantenreich die einzelnen Testkauf-Szenarien auch gestaltet sind, am Ende entscheidet ein einziges Faktum: Wurde dem jugendlichen Testkunden (oder einem Kunden, der noch minderjährig sein KÖNNTE) ein altersbeschränktes Produkt verkauft, ohne dass man sich vorher von der Volljährigkeit des Kunden überzeugt hat?
Im Handel gilt eine seit Jahren umgesetzte Regel beim Verkauf von Lotto, Tabak oder Alkohol: Kund:innen, die dem Augenschein nach jünger als 25 Jahre alt sind, müssen nach einem Altersnachweis gefragt werden, um die Volljährigkeit zu bestätigen. Dass die Maskenpflicht während der Pandemie die Alterseinschätzung für die Mitarbeitenden im Handel nicht leichter gemacht hat, liegt auf der Hand.
Ein Blick auf die Verkaufsquoten der letzten sieben Jahre
So ist es spannend zu sehen, wie sich die Verkaufsquoten bei Jugendschutz-Testkäufen vor, während und nach der Corona-Pandemie zwischen 2017 und heute entwickelt haben. Lassen Sie uns die Entwicklung einmal betrachten und aufzeigen, welche Auswirkung diese herausfordernde Zeit noch heute auf das Instrument der Jugendschutz-Testkäufe hat.
Grafik: Verkaufsquoten zwischen 2017 und 2023
Jugendschutz-Testkäufe vor der Corona-Pandemie
Schauen wir uns die Testkäufe mit minderjährigen Testpersonen einmal genauer an. In den Jahren 2017 bis 2019 stellten wir in unseren Testkäufen eine recht konstante Verkaufsquote fest. Das bedeutet, in diesen Fällen wurde z. B. hochprozentiger Alkohol, Zigaretten oder ein Glücksspielprodukt an minderjährige Testpersonen verkauft. In 2019 zeigen die Zahlen den bisher niedrigsten Wert bei Testkäufen mit minderjährigen Testkäufer:innen.
Ein Hinweis in eigener Sache: Die minderjährigen Testpersonen befinden sich stets in verdeckter Begleitung einer erwachsenen Betreuungs- bzw. Begleitperson und übergeben das gekaufte Produkt entweder direkt an die erwachsene Person oder während eines Aufklärungsgesprächs mit dem Verkaufspersonal zurück bzw. lassen es stornieren. Die Begleitperson ist entweder ein Elternteil oder eine von den Eltern legitimierte Person.
Jugendschutz-Testkäufe während der Corona-Pandemie
Die Jahre 2020 und 2021 waren durch die Corona-Pandemie geprägt. Eine große Herausforderung nicht nur für jeden von uns, sondern auch für die Unternehmen, die teilweise weiterhin in der eigentlichen gesetzlichen Verpflichtung standen, Jugendschutz-Testkäufe durchzuführen. Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht ließen Jugendschutz-Testkäufe nahezu unmöglich erscheinen. Die Unsicherheit war auf allen Seiten groß. Es gab hier, wie in so vielen anderen Bereichen, keinen Fahrplan. Aus diesem Grund gab es auf Auftraggeberseite auch teilweise verschiedene Herangehensweisen im Umgang mit der Corona-Pandemie und der Durchführung von Jugendschutz-Testkäufen. Plötzlich stand nicht nur der Jugendschutztest an sich im Vordergrund, sondern auch noch ganz andere Themen wie z. B. der Umgang mit der Maskenpflicht, die Restriktionen bzgl. des Testens nur mit negativen Corona-Tests, Personalausfällen – um nur ein paar Beispiele aus dieser Zeit zu nennen. Insgesamt herrschte eine große Unsicherheit, die sich auch in den gestiegenen Verkaufsquoten widerspiegelte.
Und wie sieht es heute mit dem Jugendschutz aus?
Kommen wir nun zu den aktuelleren Zahlen. In 2022 sehen wir wiederum einen Anstieg in den Verkaufsquoten. Im ersten Moment mag dies seltsam erscheinen. So befanden wir uns doch gerade in 2022 wieder auf den Weg in die Normalität nach der Corona-Pandemie. Der Anstieg lässt sich jedoch recht simpel erklären: Einige unserer Auftraggeber sahen sich während der Pandemie aus verschiedenen Gründen gezwungen, die Jugendschutztests entweder ganz auszusetzen oder in reduzierter Form durchzuführen. So haben wir in den Jahren 2020 und 2021 weitaus weniger Jugendschutz-Testkäufe durchgeführt, als in der Regel für uns üblich. Als wir dann gegen Mitte 2022 bis 2023 die Jugendschutz-Testkäufe wieder in vollem Umfang für unsere Auftraggeber durchführen konnten, war die Ernüchterung bei vielen Verantwortlichen groß. Denn die Verkaufsquoten waren stark gestiegen. Ein wesentlicher Grund: die Mitarbeitenden waren schlichtweg aus der Übung. In einigen Verkaufsstellen wurden nun seit mehr als zwei Jahren wieder die ersten Jugendschutztests durchgeführt. Und ein großer Teil der Mitarbeitenden hat inzwischen gewechselt – eine große Schar neuer Verkaufskräfte musste erst (wieder) für das Thema sensibilisiert werden.
Man kann die gestiegenen Verkaufsquoten selbstverständlich nicht schönreden. Erklären lassen sie sich dennoch und wir können auch ein gewisses Verständnis für die chaotischen Jahre durch die Corona-Pandemie aufbringen.
In 2023 zeigt sich wieder eine positive Veränderung: Regelmäßige Testkäufe haben das Verkaufspersonal für die Wichtigkeit und Richtigkeit der Jugendschutzbestimmungen sensibilisiert. Das spiegelt sich nun auch in den Verkaufsquoten bei Testkäufen wider, die abermals langsam ein akzeptables Niveau erreichen. Unsere Testpersonen können in weniger Fällen Glücksspielprodukte, hochprozentige alkoholische Getränke oder Zigaretten erwerben und damit haben wir fast wieder das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht.
Auch bei den Jugendschutztests mit jungen Erwachsenen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Wobei eine deutliche pandemie-bedingte Erhöhung der Verkaufsquoten auf das erste Corona-Jahr 2020 beschränkt ist. Dass die Verkaufsquoten bei den Tests mit jungen Erwachsenen etwas höher sind, liegt einfach gesagt daran, dass hier junge Erwachsene eingesetzt werden, die eigentlich von ihrem Alter her dazu berechtigt wären, die genannten Produkte zu erwerben. Und auch wenn hierzu Testkäufer:innen ausgewählt werden, die noch recht jung aussehen (und zudem sämtliche Indizien, die für eine Volljährigkeit sprechen, wie zum Beispiel Vorfahren mit dem eigenen Fahrzeug, PKW-Schlüssel in der Hand etc. natürlich vermieden werden) – einem geschulten Verkäufer:innen-Auge mag eine tatsächliche Volljährigkeit hier und da nicht verborgen bleiben.
Was können wir daraus ableiten?
Insgesamt sehen wir anhand dieser Zahlen sehr deutlich, dass man nur durch die regelmäßige Überprüfung der Jugendschutzvorgaben bewirken kann, dass das Verkaufspersonal genauer auf die Einhaltung dieser jugendschützenden Vorgaben achtet. Durch das unfreiwillige Aussetzen der Überprüfung in 2020 und 2021 konnten wir im weiteren Verlauf unmittelbar einen negativen Effekt auf die Verkaufsquoten erkennen. Das bestärkt uns, dass Testkäufe zur gesetzeskonformen Umsetzung der Jugendschutzbestimmungen richtig und wichtig sind. Der positive Trend, den wir bis 2019 beobachten konnten, resultierte aus einem kontinuierlichen Sensibilisierungsprogramm, das wir gemeinsam mit unseren Auftraggebern umsetzen konnten. Wir sind sehr positiv gestimmt, dass sich diese niedrigen Verkaufsquoten bald wieder im Handel zeigen!
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