Seit ungefähr 18 Jahren führen wir bei der SKOPOS NEXT Projekte zum Thema Jugendschutz in mehreren Bundesländern für verschiedene Auftraggeber durch. Aber was ist eigentlich ein Jugendschutz-Test? In Deutschland ist der Zugang zu Glücksspielprodukten, hochprozentigem Alkohol oder Tabakwaren Minderjährigen aus gutem Grund per Gesetz untersagt. In der Theorie klingt das klar und einfach, doch unsere langjährigen Erfahrungen durch unsere Jugendschutztests zeigen, dass die Vorgabe, Kund:innen, die augenscheinlich unter 25 Jahren sind, nach dem Ausweis zu fragen, manchmal einfacher gesagt als getan ist. Lesen Sie hier mehr zum Thema Verkaufsquoten von 2017 bis 2023.
In unseren Projekten gehen unsere Tester(-teams) als verdeckte Ermittler in den POS und versuchen, den Projektvorgaben entsprechend, Produkte zu erwerben, die erst ab 18 erhältlich sind. Das erfolgt entweder bei sogenannten scharfen Jugendschutztests, in denen minderjährige Testpersonen zur Kasse gehen oder bei weichen Sensibilisierungstests mit jungen Erwachsenen.
Eine andere Facette unserer Jugendschutzprojekte sind unsere Spielerschutztests (eine Teilnahme an manchen Glücksspielprodukten ist nur mit einer Kundenkarte möglich), hier geht es um den Identitätsabgleich zur Suchtprävention. Ort des Geschehens unserer Jugend- und Spielerschutz-Tests sind beispielsweise Kioske, Tankstellen, Lebensmittelgeschäfte oder Lotto-Annahmestellen.
Am Ende ist – bei aller Varianz in der Erhebungsmethodik je nach Projekt, Zielgruppe oder Produkt – jedoch nur eine Frage von Relevanz: Konnte/n ein Glücksspielprodukt, hochprozentiger Alkohol oder Tabakwaren erworben werden, ohne dass die Verkaufsperson sich von der Volljährigkeit überzeugt hat? Oder im Falle der Spielerschutztests: Wurde die Identität verifiziert?
Die Mär vom Profit der Testkund:innen
Über die Jahre ist uns aufgefallen, dass sich um diese – oftmals gesetzlich verankerten – Jugendschutz-Tests hartnäckig das Gerücht hält, die Jugendschutztester:innen haben den Ansporn, Verkaufspersonen extra „durchfallen“ zu lassen. Ein weiteres Gerücht: Die Tester:innen bekommen mehr Geld bei einem nicht bestandenen Test.
Ist das wirklich so? Sind Jugendschutztester:innen die Kopfgeldjäger im Mystery Shopping? Erhalten Sie möglicherweise den Auftrag, möglichst viele „durchrasseln zu lassen“ und werden Prämien ausgezahlt? Von unseren Tester:innen und uns: ein klares und entschiedenes Nein.
Aber lassen wir einmal unsere Tester:innen selbst zu Wort kommen: Auf die Frage, warum sie überhaupt als Jugend- oder Spielerschutz-Tester:innen für uns tätig sind – teilweise seit vielen Jahren – wurde deutlich, dass allen Mystery Shopper:innen die Wichtigkeit dieser Tests bewusst und das ein motivierender Aspekt ist, um Jugendliche oder Suchtgefährdete zu schützen:
„Ich habe mit den Jugendschutztests begonnen, als mein Sohn etwa 12 Jahre alt war. Ich sah in diesen Tests für mich einen Beitrag, meinen Sohn, aber auch andere Jugendliche vor derartigen Verstößen zu schützen. […] Ich hoffe, auch zukünftig ein Teil dieser wertvollen Aufgabe zu sein.“
„Jugendschutz ist wichtig. Auch meine jugendlichen Tester lernen sehr schnell, wie wichtig es ist, sehen aber auch, wie fahrlässig teilweise damit umgegangen wird. Jungen Menschen zu zeigen, was Jugendschutz bedeutet und warum die Einhaltung so wichtig ist, macht immer wieder Spaß.“
Es ist uns seit jeher das höchste Anliegen, unsere Testkund:innen sorgsam auf den Sinn und Zweck dieser Testkauf-Programme zu sensibilisieren – frei von jeglicher Motivation, ein negatives Testergebnis herbeizuführen.
Daher sind sich unsere erwachsenen Begleiter:innen, die jugendlichen Testkund:innen sowie unsere Spielerschutztester:innen der Brisanz bewusst, wenn ein Testergebnis mit einem (nicht erlaubten) Verkauf endet.
“Keiner meiner Tester hat jemals versucht, einen Test so durchzuführen, dass die getestete Person über das Alter getäuscht wird.“
Und auch das kann man festhalten: ein negatives Testergebnis – also ein erfolgter Testkauf – ist auch für unsere jugendlichen Tester:innen nicht erfreulich.
„In den meisten Fällen ist es auch dem Tester unangenehm, wenn ein Test negativ verlaufen ist. Ich hatte schon oft den Fall, das der Tester zurückkommt, mit der Aussage: „Die Person hat mir auch noch Glück zu meinem Tippschein gewünscht, das tut mir jetzt richtig leid.“
„Ich habe auch noch ein Bonbon geschenkt bekommen, das ist mir jetzt echt peinlich.“ oder „Die Person an der Kasse war so nett, ich bedauere wirklich, den Tippschein bekommen zu haben.“
Viel erfreulicher ist im Gegensatz dazu die Situation, wenn der Kaufversuch abgelehnt wurde.
„Jeder Tester freut sich, wenn er zurück zum Auto kommen kann, der Test ist positiv gelaufen und er keinen Spielschein ausfüllen durfte.“
Und auch wirtschaftlich ist ein negatives Testkaufergebnis kein Anreiz für einen Tester. Ganz im Gegenteil!
„Für mich bedeutet ein nicht bestandener Test […] einen Mehraufwand, der nicht zusätzlich honoriert wird. Deshalb bin ich schon alleine aus wirtschaftlicher Sicht nicht daran interessiert, dass viele Tests nicht bestanden werden. Hinzu kommt noch der emotionale Aspekt. Es ist viel schöner, Annahmestellen mit glücklichen Gesichtern (wegen bestandenen Tests) zu verlassen, als Annahmestellen mit unglücklichen Gesichtern (wegen nicht bestandenen Tests).“
„Dabei sind negative Tests für uns als Test-Team auch nur ein zusätzlicher Aufwand mit höherem Zeitbedarf ohne zusätzliche Vergütung.“
Nach einem Testkauf werden die Mitarbeitenden in den Verkaufsstellen häufig direkt im Anschluss mit dem Testergebnis konfrontiert: Ein sogenanntes Aufklärungsgespräch findet statt. Es wird beschrieben, dass die Reaktionen der Verkaufspersonen, die mit einem negativen Testergebnis konfrontiert wurden, mitunter auch mal sehr emotional ausfallen können. Unsere Tester:innen berichten von Gesprächen, in denen es um Angst vor Jobverlust geht und auch Geldstrafen thematisiert werden, die nun gezahlt werden müssten – mitunter möglicherweise aus der eigenen Tasche an den Chef.
Also das Gegenteil? Testkäufer:innen drücken schon mal ein Auge zu?
Auch auf diese Frage ist die Antwort ein klares Nein. Die Tester:innen schildern uns aber, dass sie schon mit der ein oder anderen Überredungsbitte oder Situation konfrontiert wurden, ein Ergebnis abändern zu sollen/wollen.
„[…] hätte ich am liebsten mal ein Auge zugedrückt, was ich natürlich nicht gemacht habe, weil sonst hätte ich ja meinen Job (auch) nicht richtig gemacht!“
Den Job richtig machen. Das ist es, was uns antreibt: eine objektive, methodisch wie prozessual revisionssichere Messung, inwiefern gesetzliche Vorgaben zum Jugend- und Spielerschutz eingehalten werden – mit dem Ziel, Verkaufspersonal zu sensibilisieren und zu motivieren, es alltäglich in ihrer Arbeit zu berücksichtigen, zum Schutz der Jugendlichen oder Suchtgefährdeten.
Dieser positive Gedanke, Hilfestellung zu leisten, statt Defizite aufzuspüren, kommt an.
Einer unserer Tester sagt:
„Menschen machen Fehler. Jedoch sollte man eher dankbar sein, von anderen darauf aufmerksam gemacht zu werden und es beim nächsten Mal besser machen.“
Und ein anderer ergänzt:
„Ich habe immer ein Lob auf der Zunge […] Wie oft wird wohl jemand gelobt? Das dreht doch die Testkäufe, die oft fälschlicherweise als Überprüfung angesehen werden, ins Positive. Und im Ernstfall bin ich auch schon oft Tröster/Hoffnungsgeber gewesen.“
Und manchmal macht auch die Nachricht Freude, dass ein Testkauf erfolgreich abgeschlossen wurde, dem Testkunden also das Produkt nicht verkauft wurde.
„Nach einem bestandenen Test freute sich ein junger Mitarbeiter ganz besonders. Ich fragte ihn, warum er sich denn so sehr freuen würde. Er sagte, dass sein Chef demjenigen Mitarbeiter einen 10-Euro-Gutschein versprochen hätte, der den Test bestehen würde.“
Eine andere Heran- und Umgangsweise ist, mit positiver Verstärkung und Optimismus die eigenen Mitarbeiter:innen zu motivieren.
Hohe Akzeptanz von Jugendschutz-Testkäufen im Handel
Wir möchten hervorheben, dass diese (negativen) Beispiele, bei dem ein Testergebnis Anlass zu Unmut, Sorge oder Diskussionen gab, nur wenige Ausnahmefälle sind. Für diesen Beitrag haben wir unsere Testkunden gezielt nach diesen Erfahrungen gefragt, um den Irrglauben bzgl. einer angeblichen Kopfgeldprämie zu beleuchten. Die große Mehrzahl der Testkäufe verlaufen auf allen Ebenen stimmig, vertrauensvoll und sind geprägt von sehr guter Kommunikation und gegenseitigem Verständnis.
SKOPOS NEXT – Ihr verlässlicher Partner beim Thema Jugendschutz
Wie Sie sehen, ziehen weder wir als SKOPOS NEXT, noch unsere Jugend- und Spielerschutztester:innen einen Vorteil daraus, wenn ein Test negativ endet.
Wir sehen uns als neutrale Instanz, die fair und unvoreingenommen handelt. Unsere Motivation ist dabei immer der Schutz der Jugendlichen und suchtgefährdeten Erwachsenen. Jugendschutz und Suchtprävention ist für uns nicht zuletzt auch eine Herzensangelegenheit!
Wenn auch wir Sie dabei unterstützen können, Ihr Verkaufspersonal auf die Einhaltung von Jugendschutz-Bestimmungen zu sensibilisieren, um gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen, sprechen Sie uns gerne an!